So viele Projekte am HG, und so wenig wird darüber berichtet!
Hier könnte etwas über uns als Umweltschule stehen, das Uganda-Projekt vorgestellt, das Sonne-Online Projekt erklärt und die Besonderheiten der Projekttage erläutert werden. Und was läuft nicht sonst noch alles!
Um umfassend zu berichten bedarf es aber der Mithilfe von Autoren und Fotografen. Also, wer Interesse hat, hier Projekte vorgestellt zu sehen, der sollte sich bei uns melden.
Kunststoffchemieexkursion
Unser Projektkurs Kunststoffchemie war mit Herrn Möhle für zwei Tage 09.01. und 11.01.2008 am Institut für Recycling an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel.
Am Mittwochmorgen machte sich unsere kleine Kunststoffchemiegruppe, bestehend aus 8 Personen des 13. Jahrgangs, auf nach Wolfsburg, um etwas über Kunststofftechnik zu erfahren. Nachdem wir nach einem kleinen Parkplatzproblem endlich unser Ziel erreichten, wurden wir trotz kleiner Verspätung freundlich von Herrn Dr. Otten begrüßt. Uns wurde die FH und ihre einzelnen Standorte wie auch ihre Studienangebote vorgestellt. Nach einer kleinen Pause ging es weiter und die verschiedene Kunststoffe wie PE, PET, PS oder PP und ihre Verwendungszwecke wurden uns erklärt. Die Abkürzungen der Kunststoffnamen bereiteten am Anfang noch einiges Kopfzerbrechen, doch im Laufe des Tages wussten bald alle, was sich hinter den Buchstaben PS oder PP verbarg. Nach einem ausgiebigen Mittagessen in der Mensa bei Currywurst und Pommes ging es nun zum praktischen Teil des Tages über. Unsere erst so unzertrennliche Gruppe wurde geteilt in je vier Schüler, die zwei Praxisübungen zu bewältigen hatten.
In meiner Gruppe waren wir zuerst bei Frau Elpel, die uns etwas über "Verarbeitung und Prüfung von Kunststoffen" erklärte. Uns wurden die drei verschiedene Techniken zur Kunststoffherstellung vorgestellt: "Spritzguss, Blasformen und Abformen". Weil gerade Einkaufschip mit dem Verfahren des Spritzgusses hergestellt wurden, konnten wir dieses gleich hautnah miterleben. Als nächstes waren wir nach Frau Schmidts fiktiver Geschichte in einem kleinen Schuppen und sollten aus Methanal und Harnstoff einen Klebstoff selbst zusammenmischen, um anschließend eine Spanplatte daraus herzustellen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten, weil wir nicht wussten, wie viel nun vom Methanal und vom Harnstoff (eben das chemische Rechnen;-)), ging es endlich los. In unserem ersten Versuch war der Kleber leider etwas trocken, aber bei zweiten Mal hatten wir am Ende doch eine kleine Spanplatte. Nun war der erste Tag leider schon vorbei, umso mehr freuten wir uns schon auf Freitag, um weiter mit den praktischen Experimenten fortzufahren.
Am Freitagmorgen, dem zweiten Tag, fuhren wir alle zusammen ins Technikum, eine Außenstelle der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel. Dort wurden unsere zwei Gruppen Herrn Jung und Herrn Quabeck zugeteilt, die uns in praktischen Experimenten die Verarbeitung und Prüfung von Kunststoffen erklärten. Als erstes überprüfte unsere vierköpfige Gruppe die Zugfestigkeit von Kunststoffen mit einer Zugprüfmaschine. Die einspannte Probe hier PET wurde auseinander gezogen und zerbrach oder zerriss mit einem kleinen Knall, was jedesmal zu einem Zusammenzucken einiger Personen führte. Darauf wurden uns unter anderem der Extruder und der 2K-Spritzguss vorgestellt. Mit dem Extruieren werden hauptsächliche Schläuche und Rohre hergestellt, die nach dem Prinzip des Fleischwolf funktionieren. Eine drehende beheizte Schnecke schmilzt das Granulat und bringt es in Form. Bei 2K-Spritzgießen werden kompliziertere Formen hergestellt, die durch einen Extruder den geschmolzenen Kunststoff in einen entsprechende Form mit Schließeinheit drücken. Besonders interessant war, dass von einem Ingenieur aus der Forschungsabteilung von VW gerade Kunststoffteile mit dem 2K-Spritzguss hergestellt wurden. So konnten wir gleich sehen, was es für eine Arbeit ist, bis ein Teil entsteht, das für die Produktion geeignet ist.
Anschließend fuhren wir etwas hungrig zum Hauptgebäude in die Fachhochschule in Wolfsburg und machten erst einmal eine kleine Mittagspause in der Mensa. Nachdem wir alle wieder satt waren, ging es nun ins Analytik-Labor, dass sich mit der "Analytik von Kunststoffen" beschäftigt. In der Analytik geht es darum, die genaue Zusammensetzung eines Kunststoffes herauszufinden. Herr Dr. Otten und Herr Richards erklärten uns, wie man Kunststoffe mit spektroskopischen Untersuchung prüft. Dieses Gerät erkennt jede Verbindung durch einen persönlichen Fingerabdruck, da die Chemie Strukturen in weniger komplexe Strukturen aufteilen kann. Man konnte gut in unseren eigenen Experimenten z.B. bei der Untersuchung von Alkohol die Hydroxylgruppe (OH-Gruppe) auf dem Spektrometer erkennen und wir prüften noch weitere Kunststoffe wie PET oder PP mit dieser Methode. Beim letzten Programmpunkt des Tages ging es zu Frau Elpels in ein kleines Labor mit vielen Messgeräten zur Analyse von Kunststoffen, wo wir Verfahren wie DSC (Differential Scanning Calorimetrie) und TGA (Thermogravimetrie) kennenlernen und durchführen konnten. Nach der Verabschiedung durch Herrn Dr. Otten waren die zwei Tage an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel auch leider schon vorbei.
Wir haben viele neue Eindrücke gesammelt und es hat besonders Spaß gemacht, in kleinen Gruppen von vier oder nur zwei Leuten zu experimentieren. Leider ist dieses an unserer Schule wegen der großen Lerngruppen nicht möglich, daher war es für uns eine schöne Erfahrung. Am Ende möchte ich besonders das Engagement von Herrn Dr. Otten, Frau Elpel, Herr Richards und Frau Schmidt hervorheben. Sie haben uns alle Fragen beantwortet und ein informatives Programm für die zwei Tage zusammengestellt.
Bericht: Linda Kielmann
Im ersten Halbjahr dieses Schuljahres fand am Humboldt Gymnasium zum zweiten Mal ein Projektkurs zum Thema Kunststoffchemie für Schülerinnen und Schüler des 13. Jahrganges statt.
Nach einer Einführung in den Themenbereich im Blockunterricht durch Herrn Möhle mit den Schwerpunkten Darstellung von Kunststoffen, Bildungsreaktionen und deren Vergleich, Eigenschaften von Kunststoffen, Kunststoffmüll sowie Recycling konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwei Tage am Institut für Recycling der Fachhochschule in Wolfsburg unter der Leitung von Dr. Otten und der Betreuung durch Frau Elpel und Frau Schmidt in den drei folgenden Praxisblöcken arbeiten:
Weitere Schwerpunkte bei dem Besuch der FH waren die wirtschaftliche Bedeutung von Kunststoffen / Polymeren sowie die Vorstellung möglicher Studienangebote. Begleitet wurde der Kurs am Institut für Recycling durch die Redakteurinnen der Schülerzeitung, die den nachfolgenden Bericht verfasst haben.
Weitere Aktivitäten des Projektkurses waren ein Besuch der Fa. Electrocycling in Goslar, die Elektrogeräte recycelt, und ein Besuch der IAV in Gifhorn, bei dem es um den Einsatz von Kunststoffen im Fahrzeugbau ging.
von Susanne Herbold und Carina Glindemann
Am Freitagmorgen, kurz nach Beginn der ersten Stunde warteten wir am Haupteingang auf Herrn Möhle und seinen Projektkurs. Bis dahin war uns nicht einmal direkt klar, worum es eigentlich ging, trotzdem hatten wir uns bereiterklärt, einen Artikel darüber zu schreiben. "Natürlich, mit ein paar anderen Schülern nach Wolfsburg fahren und sich irgendetwas erklären lassen, was mit Chemie zu tun hat, wieso auch nicht?" Im Grunde also gar nicht weiter dramatisch. Im Auto schilderte uns Herr Möhle das Vorhaben schon ein bisschen genauer: Sein Projektkurs besteht aus mehreren Grund- und Leistungskurs-Schülern Chemie. Sie beschäftigen sich mit Kunststoffen und was man alles damit anfängt (Recycling etc.). An sich ist dies schon mal eine recht interessante Angelegenheit.
An der "Fachhochschule Braunschweig Wolfenbüttel" angekommen, wurden wir von Dr. Albert Otten empfangen. Er teilte uns nach einer kurzen Begrüßung in kleinere Gruppen von maximal vier Personen auf und klärte die Frage, wer schon welche Station besucht hatte. Anschließend war für unsere Gruppe zunächst die "Analytik von Kunststoffen" an der Reihe. Dr. Otten führte uns in ein kleineres Labor und erklärte etwas, das erst vieeel zu kompliziert zu Verstehen war.
Für zwei "ahnungslose" Schülerinnen der Mittelstufe jedenfalls. Nach ein bisschen Hinterfragen wurde jedoch alles schnell verständlich. In der Analytik geht es darum, die genaue Zusammensetzung eines Kunststoffes herauszufinden (soweit doch auch ganz logisch, oder?). Dies geschieht mittels FT-IR-Spektrometer, ein Gerät, das die Strahlung eines Stoffes absorbiert und anhand dieses Spektrums den Stoff einordnen kann. Einfacher gesagt: Jede Verbindung, jedes Element oder überhaupt jeder Stoff hat so was wie einen "Fingerabdruck", den das Spektrometer erkennt. Aus der Sicht eines Chemikers ist schließlich alles Chemie und lässt sich in mehr oder weniger komplexe Strukturen aufteilen.
Nachdem wir verschiedene Proben mit dem Spektrometer untersuchten, wurden wir auch über genauere Bestandteile von einigen Stoffen aufgeklärt. Von der organischen Verbindung "Ethanol" (auch besser bekannt unter dem Namen "Alkohol"), über Plexiglas bis hin zu dem Verpackungsmaterial von Joghurtbechern oder PET-Flaschen haben wir alle möglichen Proben mit dem Spektrometer erforscht. Ein Fläschchen mit der Aufschrift "Methylbutylacetat" hat es uns wegen seines süßlichen Geruchs ganz besonders angetan. Auch hier ließen sich die einzelnen Verbindungen herausfinden; es handelt sich ganz schlichtweg um den Stoff, der den Ice-Bonbons ihren Geschmack (und Geruch) gibt!
Einige stellen sich jetzt vielleicht die Frage: Wozu ist es denn gut, einen Stoff zu erforschen, von dem man doch sowieso schon weiß, wie er heißt?!" Nun, die einzelnen Bestandteile sind für z. B. Qualitätskontrollen wichtig, weil man herausfinden möchte, ob sich einige Verbindungen geändert haben o. Ä. (Ist der Stoff brüchig geworden, oxidiert ...?)
Nach einer kurzen Pause ging es dann auch gleich weiter ins Labor für "Spritzgießtechnik". Zuerst testeten wir wieder verschiedene Kunststoffproben, diesmal mit einer sog. Zugprüfmaschine. Wie sie arbeitet ist gut zu beobachten: Man spannt seine Probe ein und schaltet sie an. Die Maschine zieht, zieht und zieht noch mehr, bis das Testobjekt zerreißt oder zerbricht. Einige der Proben brachen schon nach 10, 20 Sekunden durch, andere wurden erst lang und länger gezogen, zerrissen dann, nach ein paar Minuten, auch. Diese Methode wird ebenfalls hauptsächlich zur Qualitätskontrolle verwendet. Dr. Otten erläuterte uns, warum manche Stoffe sofort zerbrechen, andere reißen: Es hängt mit der Härte zusammen. Bei weichem ("elastischem") Material sind die Molekülketten ziemlich fest ineinander verworren. Zieht man an ihnen, dehnen sie sich und fallen anschließend wieder in die ursprüngliche Position zurück. Bei hartem ("plastischem") Material entwirren sich diese Ketten wenn zu stark an ihnen gezogen wird; es reißt. Weiche Stoffe lassen sich logischerweise einfacher dehnen als harte. Mehr musste dazu gar nicht gesagt werden, es gilt die Faustregel: "Je härter der Stoff, desto schneller reißt er."
Insgesamt wurden uns viele neue Eindrücke vermittelt. Es ist etwas ganz anderes, mit 20 oder 30 Schülern im Klassenzimmer zu hocken, in der Hoffnung auch alles mitzubekommen, als sich mit nur zwei oder drei anderen ein Projekt mal ganz genau erklären zu lassen. Auf jede Frage wird ganz gezielt eingegangen und jeder, der nicht mundfaul ist, versteht auch alles. Natürlich ist die Fachhochschule mit besseren Geräten ausgestattet als unsere Chemieräume, wir hätten zum Beispiel nie die Möglichkeit, mit einem Spektrometer zu arbeiten. Schade eigentlich.