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Empfang im Rathaus gehört zum Programm – Schüler leben gemeinsam die Idee von Europa

Die Idee von Europa gemeinsam leben! Diesem Ziel haben sich fünf Schulen aus fünf Ländern auf Initiative des Gifhorner Humboldt-Gymnasiums verschrieben. Die Europaschule konnte Bildungseinrichtungen aus Bulgarien, Italien, Polen und Schottland für das von Erasmus+ geförderte, auf drei Jahre ausgelegte Projekt gewinnen.

Für ein erstes Kennenlernen trafen sich Schüler und Lehrer aus allen fünf beteiligten Nationen jetzt in Gifhorn. Selbstredend hieß Bürgermeister Matthias Nerlich die Gäste in der Mühlenstadt willkommen: „Ich bin sehr erfreut, euch im Ratssaal zu begrüßen“, sagte er. Ein solcher Empfang sei „besonderen Besuchern unserer liebreizenden Stadt“ vorbehalten...

...Denn der Ratssaal sei der Ort, an dem sonst vom demokratisch gewählten Stadtrat alle wichtigen politischen Entscheidungen für Gifhorns Zukunft getroffen werden.

Ein paar Nummern größer gehen es die Schüler im Erasmus-Projekt an. Sie befassen sich mit der Zukunft Europas. Aber um zu verstehen, wie Politik auf der höchsten Ebene funktioniert, sei es eine wertvolle Erfahrung, die unterste aller Entscheidungsebenen kennen zu lernen, sagte Daniel Ringkowski. Der Lehrer des Humboldt-Gymnasium koordiniert das Projekt. Die Europaschule hatte auch die Förderung durch Erasmus+ beantragt und zuvor auf dem ganzen Kontinent Partnerschulen gesucht und gefunden.

Den knapp einwöchigen Aufenthalt in Deutschland setzten die am Sonntag und Montag angereisten Gastschüler und -lehrer nach dem Empfang durch Bürgermeister Nerlich mit einer Stadtführung fort. Es folgten Power-Point-Präsentationen zum Projekt, damit die Gäste dessen Inhalte zuhause ihren Mitschülern und Kollegen vermitteln können. Denn fürs Projekt entsenden die Schulen in den kommenden drei Jahren wechselnde Teilnehmer. Im ersten Jahr soll es um die Vergangenheit der Staatengemeinschaft gehen, im zweiten um die Gegenwart, im dritten um die Zukunft.

Ans „größte Geschenk, das Europa uns allen gemacht hat“, erinnerte Nerlich die Gäste und ihre Gastgeber im Ratssaal: „Frieden und Freiheit seit nunmehr 70 Jahren. Das ist nie zuvor in Europa gelungen!“ Gerade deshalb sei es ungeheuer wichtig, dass „junge Menschen wie ihr sich für Europa stark machen“, unterstrich Nerlich. Das Projekt bietet dazu eine großartige Chance. Anfangs sind – wenn auch immer nur für ein paar Schüler – jeweils einwöchige Besuche untereinander vorgesehen, im zweiten Jahr dann sogar zweimonatige Aufenthalte in einem der anderen Länder.

„Es geht uns darum, Visionen für Europa zu entwickeln“, sagte Ringkowski. Und an den Unterschieden, die zwischen den Schulen genauso wie den Ländern gewiss bestehen, dürfte allen deutlich werden, dass Europas Stärke gerade darin liegt, hat man doch trotz großer Vielfalt zueinander gefunden. Für die im Rahmen des Projektes ersten Gäste des Humboldt-Gymnasiums ist für Donnerstag und Freitag auch eine Fahrt in die Bundeshauptstadt geplant. „Wir wollen mal sehen, wie viel von Europa in Berlin steckt“, sagte Ringkowski. Der Besuch endet am Freitag mit einem gemeinsamen Abschlussessen mit einem Büfett aus allen teilnehmenden Ländern sowie einer Disco.

Nerlich schenkte jedem Gast ein Buch über die Mühlenstadt – und einen Adventskalender: „Der versüßt euch die Zeit in Gifhorn hoffentlich ein wenig“, sagte der Bürgermeister.

Das ist Erasmus+

Eramus+ vereint die früher getrennten Austauschprogramme Comenius und Erasmus. Ersteres richtete sich an Schulen, letzteres an Universitäten. Seit 2014 sind beide als Erasmus+ zusammengefasst. Erasmus+ unterstützt Europa in seinem Bestreben nach Wachstum, Arbeitsplätzen, sozialer Gerechtigkeit und Integration. Im Schulbereich ist man bemüht, die Quote der Schulabbrecher unter zehn Prozent zu senken, Schlüsselkompetenzen für den Arbeitsmarkt und das gesellschaftliche Zusammenleben zu vermitteln, berufliche Kompetenzen von Lehrern zu fördern sowie die Qualität frühkindlicher Bildung zu verbessern. Erasmus+ richtet sich an öffentliche und private Schule, aber auch Unternehmen sind antragsberechtigt. Die Chancen auf Bewilligung von Geldern waren wohl nie besser: „Derzeit werden nahezu alle Projekte gefördert“, weiß Daniel Ringkowski, Projektkoordinator des Humboldt-Gymnasium. Schulpartnerschaften, wie sie das Humboldt-Gymnasium und die vier anderen Schulen anstreben, sollen Begegnungen von Schülern und Lehrern im Rahmen von Projekten ermöglichen. Die wiederum sollen demokratische Bildung, das Miteinander der Kulturen und auch Toleranz vermitteln. Aus den Projekten gehen idealerweise innovative Konzepte hervor, die auch für Dritte von Nutzen sind, etwa als Lehr- und Lernmaterialien.

5. Dezember 2019 / Aller Zeitung