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von Susanne Herbold und Carina Glindemann

Der Projektkurs Kunststoffe war mit Herrn Möhle zwei Tage lang am Institut für Recycling in Wolfsburg unterwegs. Die Schülerzeitung hat sie begleitet und staunte nicht schlecht.

Am Freitagmorgen, kurz nach Beginn der ersten Stunde warteten wir am Haupteingang auf Herrn Möhle und seinen Projektkurs. Bis dahin war uns nicht einmal direkt klar, worum es eigentlich ging, trotzdem hatten wir uns bereiterklärt, einen Artikel darüber zu schreiben. "Natürlich, mit ein paar anderen Schülern nach Wolfsburg fahren und sich irgendetwas erklären lassen, was mit Chemie zu tun hat, wieso auch nicht?" Im Grunde also gar nicht weiter dramatisch. Im Auto schilderte uns Herr Möhle das Vorhaben schon ein bisschen genauer: Sein Projektkurs besteht aus mehreren Grund- und Leistungskurs-Schülern Chemie. Sie beschäftigen sich mit Kunststoffen und was man alles damit anfängt (Recycling etc.). An sich ist dies schon mal eine recht interessante Angelegenheit.

An der "Fachhochschule Braunschweig Wolfenbüttel" angekommen, wurden wir von Dr. Albert Otten empfangen. Er teilte uns nach einer kurzen Begrüßung in kleinere Gruppen von maximal vier Personen auf und klärte die Frage, wer schon welche Station besucht hatte. Anschließend war für unsere Gruppe zunächst die "Analytik von Kunststoffen" an der Reihe. Dr. Otten führte uns in ein kleineres Labor und erklärte etwas, das erst vieeel zu kompliziert zu Verstehen war. Für zwei "ahnungslose" Schülerinnen der Mittelstufe jedenfalls. Nach ein bisschen Hinterfragen wurde jedoch alles schnell verständlich. In der Analytik geht es darum, die genaue Zusammensetzung eines Kunststoffes herauszufinden (soweit doch auch ganz logisch, oder?). Dies geschieht mittels FT-IR-Spektrometer, ein Gerät, das die Strahlung eines Stoffes absorbiert und anhand dieses Spektrums den Stoff einordnen kann. Einfacher gesagt: Jede Verbindung, jedes Element oder überhaupt jeder Stoff hat so was wie einen "Fingerabdruck", den das Spektrometer erkennt. Aus der Sicht eines Chemikers ist schließlich alles Chemie und lässt sich in mehr oder weniger komplexe Strukturen aufteilen.

Nachdem wir verschiedene Proben mit dem Spektrometer untersuchten, wurden wir auch über genauere Bestandteile von einigen Stoffen aufgeklärt. Von der organischen Verbindung "Ethanol" (auch besser bekannt unter dem Namen "Alkohol"), über Plexiglas bis hin zu dem Verpackungsmaterial von Joghurtbechern oder PET-Flaschen haben wir alle möglichen Proben mit dem Spektrometer erforscht. Ein Fläschchen mit der Aufschrift "Methylbutylacetat" hat es uns wegen seines süßlichen Geruchs ganz besonders angetan. Auch hier ließen sich die einzelnen Verbindungen herausfinden; es handelt sich ganz schlichtweg um den Stoff, der den Ice-Bonbons ihren Geschmack (und Geruch) gibt!

Einige stellen sich jetzt vielleicht die Frage: Wozu ist es denn gut, einen Stoff zu erforschen, von dem man doch sowieso schon weiß, wie er heißt?!" Nun, die einzelnen Bestandteile sind für z. B. Qualitätskontrollen wichtig, weil man herausfinden möchte, ob sich einige Verbindungen geändert haben o. Ä. (Ist der Stoff brüchig geworden, oxidiert ...?)

Nach einer kurzen Pause ging es dann auch gleich weiter ins Labor für "Spritzgießtechnik". Zuerst testeten wir wieder verschiedene Kunststoffproben, diesmal mit einer sog. Zugprüfmaschine. Wie sie arbeitet ist gut zu beobachten: Man spannt seine Probe ein und schaltet sie an. Die Maschine zieht, zieht und zieht noch mehr, bis das Testobjekt zerreißt oder zerbricht. Einige der Proben brachen schon nach 10, 20 Sekunden durch, andere wurden erst lang und länger gezogen, zerrissen dann, nach ein paar Minuten, auch. Diese Methode wird ebenfalls hauptsächlich zur Qualitätskontrolle verwendet. Dr. Otten erläuterte uns, warum manche Stoffe sofort zerbrechen, andere reißen: Es hängt mit der Härte zusammen. Bei weichem ("elastischem") Material sind die Molekülketten ziemlich fest ineinander verworren. Zieht man an ihnen, dehnen sie sich und fallen anschließend wieder in die ursprüngliche Position zurück. Bei hartem ("plastischem") Material entwirren sich diese Ketten wenn zu stark an ihnen gezogen wird; es reißt. Weiche Stoffe lassen sich logischerweise einfacher dehnen als harte. Mehr musste dazu gar nicht gesagt werden, es gilt die Faustregel: "Je härter der Stoff, desto schneller reißt er."

Insgesamt wurden uns viele neue Eindrücke vermittelt. Es ist etwas ganz anderes, mit 20 oder 30 Schülern im Klassenzimmer zu hocken, in der Hoffnung auch alles mitzubekommen, als sich mit nur zwei oder drei anderen ein Projekt mal ganz genau erklären zu lassen. Auf jede Frage wird ganz gezielt eingegangen und jeder, der nicht mundfaul ist, versteht auch alles. Natürlich ist die Fachhochschule mit besseren Geräten ausgestattet als unsere Chemieräume, wir hätten zum Beispiel nie die Möglichkeit, mit einem Spektrometer zu arbeiten. Schade eigentlich.